Nachkriegszeit
Die Nachkriegszeit von 1945 bis 1949
Die in den Kriegs- und Nachkriegsjahren nicht stattgefundenen Schützenfeste und Vereinsaktivitäten müssen wir vor dem Hintergrund einer Reihe von Kriegsentwicklungen und politischen Entscheidungen sehen.
1945, die Stunde Null
Die Militärregierung
"Die Endphase des Krieges": Sie beschreibt des näheren, unter welch widrigen Umständen die Gesellschaft in den letzten Kriegsmonaten versuchen musste, die ihr in der Kriegswirtschaft gestellten Aufgaben zu erfüllen, und wie ihr dies auch bis zuletzt mehr schlecht als recht gelang. Gleichzeitig wird aber aus diesen Aufzeichnungen auch deutlich, dass die Kriegslage und die allgemeinen Zustände in der Heimat immer deutlicher den baldigen Zusammenbruch erahnen ließen.
Am 15.3.1945 schrieb Albert Speer an Hitler: "Der endgültige Zusammenbruch der gesamten deutschen Wirtschaft kann mit Sicherheit innerhalb von 4 - 8 Wochen erwartet werden". Soviel Zeit ließen uns die alliierten Truppen aber nicht. Weniger als einen Monat nach diesem Schreiben, am 10.4.1945, besetzten die Amerikaner schon Hannover.
Am 2.5.1945 wird Hamburg zur offenen Stadt erklärt und einen Tag später den Engländern übergeben. Am 4.5. erfolgt die Teilkapitulation der nordwestdeutschen Truppen, am 7.5. die Gesamtkapitulation in Reims (wiederholt in Berlin- Karlshorst), die am 9.5.1945 in Kraft tritt.
Eine deutsche Regierung unter Dönitz gibt es noch in Mürwik bis zum 23.5.1945. Sie wurde an diesem Tage auf Weisung der alliierten Oberkommandos aufgelöst, ihre Mitglieder wurden zu Kriegsgefangenen erklärt. Am 5.6. erlassen die vier Siegermächte eine Deklaration, nach der die vier alliierten Regierungen "in allen Deutschland betreffenden Angelegenheiten die oberste Autorität übernehmen, einschließlich aller Machtvollkommenheiten, die der deutschen Regierung, dem Oberkommando der Wehrmacht, allen staatlichen, städtischen und örtlichen Regierungen oder Behörden zustehen". Die vier Oberbefehlshaber der Besatzungsarmeen bildeten den alliierten Kontrollrat, er übernahm die Funktion einer deutschen Regierung, sein Sitz war Berlin. Die schon im Herbst 1944 beschlossene Aufteilung des besetzten Deutschlands in vier Besatzungszonen wurde in Kraft gesetzt.
Die Stunde Null war angebrochen..
1946, Nachlese
Allgemeine Lebensbedingungen
Wer die damaligen Zeiten nicht mitgemacht hat, kann sich nur schwer eine Vorstellung davon machen, unter welchen Umständen die Menschen zu leben und zu arbeiten gezwungen waren. Die Ernährungslage war schlechter als am Schluss des Krieges und die Wohnungsnot bedrückend. Nicht nur, weil soviel Wohnraum durch Luftangriffe vernichtet worden war: Es mussten auch die Flüchtlinge aus dem Osten untergebracht werden. Der Eisenbahnverkehr kam nur ganz langsam wieder in Gang, Autos hatten Seltenheitswert. Die zunächst strikt durchgeführte Trennung der drei Westzonen untereinander schuf weitere Erschwernisse; man brauchte eine Genehmigung, um von der britischen Zone in die amerikanische zu fahren; zeitweise sogar, um von Celle nach Hamburg zu kommen; und wir erinnern uns an einen Fall, in dem wir in Harburg, von Celle mit dem Wagen kommend, die "Grenze" von Hamburg gesperrt vorfanden und wieder umkehren mussten. Zu kaufen gab es in Läden und Kaufhäusern außer den zugeteilten Lebensmitteln so gut wie nichts, und selbst für diese musste Schlange gestanden werden. Dagegen war auf dem ständig wachsenden Schwarzmarkt vieles erhältlich wenn man über Tauschmittel –das beliebtestewaren Zigaretten- verfügte. Ganz Deutschland tauschte alles gegen jedes. Zu den materiellen Nöten kamen die seelischen: Kaum eine Familie die nicht den Verlust von Angehörigen oder Freunden zu beklagen hatte. Auch bedrückte es natürlicherweise viele Menschen, die durch ihre Stimme vor 1933 dazu beigetragen hatten, dassdie NSDAP an die Macht kam, nun sehen zu müssen, was sie – wenn auch ungewollt – angerichtet hatten. Gleichwohl: Nach unseren Beobachtungen überwog bei den meisten Menschen das Gefühl der Erleichterung: Krieg und Bombenangriffe und damit die ständige Lebensbedrohung von Angehörigen, Freunden und Arbeitskollegen waren jedenfalls beendet, und es gab doch wohl nur wenige, die nicht ein Fünkchen Hoffnung auf Besserung und Herstellung normaler Verhältnisse gehabt hätten.
1947, Wichtige Weichenstellungen
Der Marshallplan
Im Jahre 1947 wurde ein weithin sichtbares Zeichen dafür gesetzt, dass die USA gewillt waren, beim Wiederaufbau Europas einschließlich des besiegten Deutschlands wirtschaftliche Hilfestellung zu geben: Im Juni verkündete der amerikanische Außenminister Marshall den nach ihm benannten Plan, der zugleich eine endgültige und vollständige Absage an den sogenannten Morgentau-Plan darstellte. Der Marshall-Plan wirkte als Initialzündung für den wirtschaftlichen Wiederaufbau. Er war aber nicht nur von überragender wirtschaftlicher Bedeutung, sondern wirkte psychologisch als Stimulanz und Motivation für den Wiederaufbauwillen der Bevölkerung. Sie konnte dies gut gebrauchen, da die allgemeinen Lebensbedingungen immer noch mehr als drückend waren. Sie ertrugen sich aber leichter, als deutlich wurde, dass es, wenn auch zunächst langsam, wieder bergauf gehen würde.
1948, die Währungsreform
Das bei weitem wichtigste Ereignis des Jahres 1948 für die Bundesrepublik, die Wirtschaft und damit auch für unsere Gesellschaft und jeden ihrer Angehörigen, war die Währungsreform. Sie stellte die anderen Geschehnisse in den Schatten, weil sie das weithin sichtbare Signal dafür war, dass die westlichen Siegermächte nunmehr entschlossen waren, den Wiederaufbau Deutschlands in die Wege zu leiten. Man war sich klar darüber, dass dies ohne stabile Geldverhältnisse nicht möglich sein würde. Es musste sich wieder lohnen, für Geld zu arbeiten. Im Bericht der Bank Deutscher Länder über die Periode 1948/49 wird gefragt, ob es "bei so erschütternden Produktionsgrundlagen und dem tiefen Stand der Versorgung möglich sein würde, die neue Währung nicht nur einzuführen, sondern auch zu verteidigen".
1949, die ersten Schritte
Die Bundesrepublik Deutschland entsteht
Am 8.5.1949 erfolgte die Verabschiedung des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland durch den Parlamentarischen Rat, am 12.5. seine Genehmigung durch die Militärgouverneure und am 23.5. seine Ratifizierung durch die westdeutschen Länder mit Ausnahme Bayerns. Am 12.5. hatten die Sowjets die Berliner Blockade aufgehoben. Am 21.6. trat das Besatzungsstatut in Kraft, am 14.8. fanden die Wahlen zum ersten Deutschen Bundestag statt. Diese Konsolidierung des westdeutschen Teilstaats wurde von der östlichen Seite mit der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik am 7.10. beantwortet. Die Teilung Deutschlands war vollzogen.